Fastentücher Geschichte und Bedeutung dieses alten kirchlichen Brauchs

Ausstellung im Rathaus Neuhausen vom 11.04. bis 04.05.2018
Fastentücher, Hungertücher
nannte man vor mehr als 1000 Jahren die großen Tücher, die am Aschermittwoch in den Kirchen vor den Altarraum gehängt wurden. Das "Tuch der 40 Tage" sollte diesen Bereich der Kirche mit dem Altar, seinen Bildern und oft auch den Reliquien vor den Augen der Gläubigen verhüllen. So konnte die Gemeinde die Liturgie am Altar nur noch hörend verfolgen. Zum körperlichen Verzicht in der Fastenzeit kam so ein geistlich-seelischer. Zunächst war das Hungertuch ein Vorhang aus einfarbigem Stoff, meistens aus Leinen. Später begann man damit, solche Tücher gemeinsam in mühevoller Handarbeit zu fertigen und reich mit Bildern zu versehen.
Das kirchliche Hilfswerk MISEREOR  belebte 1976 diese alte fast vergessene liturgische Tradition wieder. Im Rahmen der Entwicklungsarbeit sollte deutlich werden, dass es nicht nur um finanzielle Hilfen gehen darf in der Entwicklungszusammenarbeit, sondern auch um partnerschaftlichen Austausch. Inzwischen sind kunstvolle Fastentücher durch namhafte Künstler in Afrika, Asien und Lateinamerika entstanden. Sie ermöglichen uns als "Botschaft von draußen" die Begegnung mit dem Leben und dem oft so ansteckenden Glauben der Menschen und Christen anderer Kulturen und anderer Kontinente.

Eine Sammlung solcher Fastentücher wird in der Ausstellung im Rathaus gezeigt. Veranstalter sind die Gemeinde Neuhausen a.d.F. sowie die katholische und evangelische Kirchengemeinde.

Die Vernissage der Ausstellung findet statt am Dienstag 10.04.2018 um 19 Uhr.

Einführung von OStR Marianne Eder, Katholische Theologin (Herrenberg).

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Parallel zur Ausstellung laden wir ein zu einem vertiefenden Vortrag (mit Bildern) am Mittwoch 18.04.2018 um 19 Uhr 30 im kath. Gemeindehaus. Frau Marianne Eder spricht über  "Fastentücher - Geschichte und Bedeutung dieses alten kirchlichen Brauchs"

Aus anderen Religionen kennen wir die Gewohnheit, das Heilige, Allerheiligste zu verhüllen, es nur wenigen Personen zugänglich zu machen. So war im jüdischen Tempel das Allerheiligste mit der Bundeslade verhüllt durch den Tempelvorhang. Nur der Priester hatte Zugang zu diesem Raum. In den Ostkirchen versperrt die Bilderwand mit dem Königstor bis heute sowohl den Zugang als auch den Blick in den Altarraum für die Gottesdienstbesucher. Die abendländischen westlichen Kirchen bevorzugten hingegen schon im Mittelalter das Sichtbarmachen des Geheimnisses, den freien Blick auf den Altarraum, das Zeigen des Allerheiligsten in der Monstranz. Das Gesagte mag schon die Wurzeln für die Fastentuch-Idee, die schon mehr als 1000 Jahre alt ist, deutlich machen. In einer angelsächsischen Chronik von 895 wird berichtet, dass zu Beginn der Fastenzeit "ein Tuch zwischen Altar und Volk aufgezogen wird". Dieser Brauch verbreitete sich schnell über das ganze Abendland.

Der Vortrag beleuchtet Geschichte, Bedeutung und Entwicklung dieses liturgischen Brauchs und die ganz verschiedene Art und Gestaltung diese Tücher. Jahrhunderte lang gab es keine Fastentücher mehr. 1976  ließ das bischöfliche Hilfwerk MISEREOR  diese fast vergessene Tradition wieder aufleben.

Herzliche Einladung zu diesem Abend!