Friedensstifter gesucht und gefunden

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Während des Zweiten Weltkriegs lebte der Theologieprofessor Helmut Thielicke in Stuttgart. Dort wurde er mal zu einer Flakbatterie gerufen, einer Flugabwehrstellung. Da waren 14- bis 16jährige Jungs. Sie mussten die Flak bedienen. Von einem war der Vater zu Besuch gekommen; es gab einen Luftangriff und der Vater wurde tödlich getroffen. Weil die Jungs Thielicke kannten, haben sie ihn gerufen. Er schreibt: "In einem Leiterwägelchen fuhr der Junge seinen toten Vater weg. Die kleinen Kerle, denn das waren sie doch, drängten sich nun in tiefer Einschüchterung um mich herum... . Sie waren ganz durcheinander und suchten bei einem Älteren Schutz vor einer Welt, deren dunkles Rätsel sie auf einmal und zum ersten Mal angesprungen hatte. Ich redete ihnen gut zu, obwohl ich selbst recht hilflos war."

Dann erzählt Thielicke, wie er später heimgegangen ist. Über dem Stuttgarter Talkessel habe der Mond geleuchtet. Alles war ganz still. Die weißen Blüten der Bäume leuchteten im Mondlicht. Thielicke: "Vor mir lag die scheinbar so heile Welt einer Frühlingsnacht, aber ihr Friede tat mir in jenem Augenblick geradezu weh. Ich wusste nämlich, dass der Friede der Natur trügt und dass ich eben noch… mit Jungen geredet hatte, in deren Augen das Grauen stand und die tapfer ihre Tränen hinunterschluckten. Nein, diese Welt war nicht heil."

Die Welt ist auch heute nicht heil. Das spüren und erleben wir in diesen Tagen ganz besonders durch den Krieg in der Ukraine und die Menschen, die fliehen müssen. Auch in anderen Krisen- und Notstandsgebieten zeigt sich das. Und nicht nur dort. Konflikte, Bruchstellen, Streit, Unfrieden gibt’s auch in unserer Gesellschaft. Manchmal herrscht ein sehr oberflächlicher Friede. Davor hat übrigens schon der Prophet Jeremia gewarnt und seinen Kollegen vorgeworfen: "Sie sagen: ›Friede! Friede‹, und ist doch nicht Friede." (Jeremia 6,14)

Jetzt ist ein oberflächlicher Frieden besser als jeder Krieg. In einem friedlichen Land leben ist unendlich viel wert. Vom Frieden reden ist wichtig. Für Frieden eintreten ist unsere Aufgabe als Christen.
Gleichzeitig wissen wir als Christen: Wir leben in einer gefallenen Welt. Wir haben den Schritt gemacht weg von Gott, machen immer wieder Schritte weg von Gott. Dabei finden wir doch echten Frieden, tiefen Frieden, Frieden mit uns selbst, Frieden mit anderen – diesen Frieden finden wir nur in der Verbindung mit Gott.

Jesus ist für uns gestorben und hat diese Verbindung wieder hergestellt. Er hat angefangen, unsere Welt, die keine heile Welt ist, zu heilen. Lassen wir unser Leben von Jesus heil machen. Lassen wir uns ihm den Frieden schenken mit Gott. Und tragen wir diesen Frieden hinein in die Welt.

Das wünscht mit herzlichen Ostergrüßen,
Matthias Trick