Aufwind

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»Wenn ich auf Drei gezählt habe, läufst du einfach los«, sagt der Pilot. Ich atme noch einmal durch. Schon hat der Pilot fertig gezählt. Gemeinsam laufen wir die Weide hinab und heben sanft ab. Wir schweben über Baumwipfeln dahin. Der Aufwind trägt. Am Startpunkt war dieser Aufwind kaum spürbar, und trotzdem schweben wir nun am Hang entlang. Die Menschen, die uns zuschauen, werden immer kleiner. Wir steigen immer höher – ein Gefühl der grenzenlosen Freiheit erfasst mich. Das mulmige Gefühl von kurz vor dem Start ist wie weggeblasen. Am liebsten würde ich immer weiter in Richtung untergehender Sonne fliegen. 

So begann mein erster Gleitschirmflug. Da habe ich zum ersten Mal gespürt, welche Kraft Aufwind haben kann. Das scheinbar Unmögliche war möglich geworden. Das laue Lüftchen am Startpunkt war stark genug, uns bis in höchste Höhen zu tragen. Der kaum spürbare Wind hat immense Kraft. Kein Wunder wird der Geist Gottes in der Bibel mit einem Brausen vom Himmel beschrieben. Denn Gottes Geist hat Kraft und er kann einem Auftrieb geben. 

Gottes Geist ist der Aufwind unseres Lebens. Er verleiht uns Flügel, denn er zeigt uns: Gott begleitet uns und lässt uns nie im Stich. Gottes Geist verleiht Flügel, aber ist nicht nur etwas für Himmelsstürmer und Hochglanz-Helden. 
Gottes Geist ist nicht nur da, wo scheinbar alles perfekt läuft und das Leben nur Höhenflüge kennt. Gottes Geist trägt uns auch dann durchs Leben, wenn das Leben einen durch finstere Täler führt. Auch dann ist Gottes Geist bei uns – auch wenn wir ihn oft nicht spüren und wir den Eindruck haben, dass uns nichts mehr tragen kann. 
Gottes Geist kann uns durch Täler der Trauer und der Einsamkeit tragen. Er kann die Nacht unserer Angst mit Funken der Hoffnung erhellen. Er kann Brücken über Abgründe des Hasses bauen. 
Gottes Geist kann uns durch alle Tiefen unseres Lebens tragen, denn er hat enorme Kraft. Wir müssen dafür nur eines tun: Wir müssen Gottes Geist erlauben, dass er uns trägt. Das ist wie beim Start mit einem Gleitschirm. Erst, wenn man losläuft, kann man abheben. Dann kann man erfahren: Gottes Geist trägt mich. Sein Aufwind verleiht mir Flügel.

Herzlich
Ihr
Matthias Vögele