Sonntag

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Am 2. Mai 1978 war Rainer Langhans bei Werner Höfer zu Gast in seiner TalkShow "Auf den ersten Blick". Die Sendung wurde legendär, weil Langhans den beredten Talkmaster quasi zum Zuhörer machte. Und ganz am Schluss der Sendung kam der Clou: Langhans bat Höfer um zwei Minuten gemeinsamen Schweigens. 120 Sekunden Schweigen – in einer Live-Sendung! Warum? Weil Schweigen, so Langhans, die wichtigste Voraussetzung sei zum so wichtigen Gespräch mit sich selbst.

Können wir das: Schweigen? Still sein? Innehalten? Können wir das: Mal nicht reden? Mal nichts werkeln? Mal nicht zum Smartphone greifen? Können wir das? Mal keinen Sport machen? Mal keine Musik hören? Mal wirklich nichts tun und einfach nur still sein, und seien es nur zwei Minuten am Tag? Können wir das?

Nicht aus Langeweile. Nicht um des Nichtstuns willen. Sondern um in uns reinzuhören und mit uns selber ins Gespräch zu kommen, wie Rainer Langhans meint. Und um auf Gott zu hören und mit Gott ins Gespräch zu kommen. Aus den Klöstern stammt die Tradition des Tagzeitengebets. Morgens, vor der Arbeit, mittags und abends zum Abschluss des Tages wird innegehalten mit einer Zeit der Stille und des Gebets. Und die Bibel bezeugt immer wieder die alte Erfahrung: Aus der Stille vor Gott kommt Kraft.

Wäre es nicht eine gute Übung, wenn wir – gerade jetzt, wo viele von uns ja aus dem Urlaub kommen, aus einer Zeit der Erholung, aus einer Zeit des Ausruhens, aus einer vielleicht auch im weitesten Sinne Zeit der Stille – anfingen immer mal wieder eine Zeit der Stille zu machen mit Gott, und seien es nur zwei Minuten am Tag. Wer weiß, vielleicht werden diese zwei Minuten Wunder wirken.

Das jedenfalls wünscht mit herzlichen Grüßen,
Matthias Trick