Gemeinsam unterwegs

PDF herunterladen

Bei der Bundeswehr gibt es einen speziellen Ausbildungsgang für Einzelkämpfer. Da werden Soldaten bewusst an die Grenze ihrer körperlichen und seelischen Kräfte gebracht. Warum? Damit sie lernen und in der Lage sind, sich in Extremsituationen auch allein durchzuschlagen. 
Normalerweise aber sind sie nicht allein, sondern haben Kameraden. Normalerweise haben und brauchen wir als Menschen Freunde, Partner, Kameraden, Mitmenschen, andere, mit denen wir reden, auf die wir uns verlassen, mit denen wir uns auch streiten können. Normalerweise ist der Mensch ein Gemeinschaftswesen. Wir können Gemeinschaft auch gar nicht grundsätzlich vermeiden. Ob wir wollen oder nicht, immer wieder im Leben sind wir mit anderen gemeinsam unterwegs: in der Familie, in der Schule, bei der Arbeit, beim Sport, im Verein. Selbst im Straßenverkehr kommt es selten vor, dass wir die Straße nur für uns allein haben. Gemeinsam unterwegs sind wir auch als Christen. Das ist die grundlegende Bedeutung dessen, was wir Kirche nennen. Die Kirche ist nicht zuerst eine Institution und nicht in erster Linie ein Gebäude. Sie ist auch keine Interessengemeinschaft von Gleichgesinnten. Sie ist die Gemeinschaft aller, die an Jesus glauben. In der Kirche, auch in unserer Kirchengemeinde hier in Neuhausen sind wir als Christen gemeinsam unterwegs. 
Als Christen wohlgemerkt! Nicht nur mit denen, die unsere Meinung teilen, sind wir unterwegs. Nicht nur mit denen, die uns sympathisch sind, sondern auch mit denen, die wir vielleicht komisch finden. Auch mit denen, die uns vielleicht auf die Nerven gehen, sind wir gemeinsam unterwegs. 
Es ist wohlfeil geworden, davon zu sprechen, dass Christen einander und auch anderen helfen und sie tragen sollen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber muss man den anderen, und gerade den Mitchristen nicht manchmal auch ertragen? »Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was tut ihr dann Besonderes? « fragt Jesus in der Bergpredigt. Und jemand hat mal geschrieben: »Wo es das Ertragen nicht mehr gibt, hört auch das Tragen auf«. 
Deshalb: Erst wenn wir das Ertragen wieder lernen, sind wir tatsächlich gemeinsam unterwegs. Möge der Herr uns dazu seinen Segen geben.

Das wünscht und grüßt Sie herzlich 
Matthias Trick